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Konzepte und Definitionen im Modul VI-2 Die absolute Konzentration
1.Vorbemerkung
Gini-Koeffizient und Lorenzkurve sind geeignete Darstellungsformen für Konzentrationsprozesse innerhalb einer Population, deren Umfang durch den Prozess selbst nicht unmittelbar beeinflusst wird. Bei Konzentrationsprozessen unter den Anbietern auf einem Markt können Konkurrenten vom Markt ausgeschlossen werden, so dass die Anzahl der Anbieter sinkt.
Die Notwendigkeit eines zusätzlichen Modellansatzes kann an folgendem einfachen Beispiel veranschaulicht werden: Auf einem Gütermarkt seien zum Zeitpunkt t0 8 Anbieter vertreten, um denen die größten vier einen Marktanteil von 80% auf sich vereinen und die übrigen sich den Rest aufteilen (vgl. Tab. 6-5). Der Gini-Koeffizient würde in diesem Fall eine gewisse Konzentration signalisieren. Zum Zeitpunkt t1 seien die kleinen Anbieter vom Markt verdrängt und die vier größten würden den Markt gleichmäßig unter sich aufteilen. Dies würde wegen der gleichen Verteilung zu einem Gini-Koeffizienten von "0" führen, d.h. nach dem bisherigen Konzept läge nun überhaupt keine Konzentration mehr vor.
Mit den statistischen Modellen der absoluten Konzentration werden nun nicht nur die Veränderungen der Marktanteile unter den Anbietern, sondern auch die Konzentration auf weniger Anbieter darstellbar. Zur Umsetzung des Modells der absoluten Konzentration gibt es verschiedene Konzepte.
2. Die Konzepte der absoluten Konzentration
a) Die Konzentrationsrate
Das einfachste Modell der absoluten Konzentration bezieht sich auf die Summe der Anteile hi der r größten Merkmalsträger an der Merkmalssumme. Dabei wird r i.A. gleich 3, 4, 5, 10, 20 oder 100 gewählt. Dazu werden die Anbieter der absoluten Größe nach bzw. ihrer relativen Anteile an der Merkmalssumme nach geordnet.
Als Merkmale Xi können den Konzentrationsanalysen produzierte Mengen, getätigte Umsätze, Beschäftigtenzahlen, Bilanzsummen o. ä. zugrunde gelegt werden.
Das Modell der absoluten Konzentration soll im Folgenden anhand des o.a. fiktiven Beispiels der Marktanteile hi von r Anbieter erörtert werden (vgl. Tab. 6-5).
Tabelle 6-5: Marktanteile hi von r Anbietern zu den Zeitpunkten t0 und t1
| Anbieter i |
Nr. | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 |
t0 | 0,2 | 0,2 | 0,2 | 0,2 | 0,05 | 0,05 | 0,05 | 0,05 |
t1 | 0,25 | 0,25 | 0,25 | 0,25 | - | - | - | - |
Die Konzentrationsrate
Diese beträgt bei r = 4 für das obige Beispiel zu t0 "0,8" und zu t1 "1,0"; die Konzentration hat also eindeutig zugenommen.
Cr ist zwar einfach zu berechnen und zu interpretieren, hat aber den Nachteil, dass Konzentrationsprozesse innerhalb der r Merkmalsträger nicht erfasst werden.
b) Die Konzentrationskurve
Die Konzentrationsprozesse innerhalb der r Merkmalsträger lassen sich graphisch mittels der Konzentrationskurve darstellen. Dies soll ebenfalls an obigem Beispiel erläutert werden.
Die Konzentrationskurve stellt die aufkumulierten Merkmalsanteile dar, die über die Anbieter i = 1...r betrachtet werden. In Abb. 6-3 sind die Marktstrukturen zu den beiden Zeitpunkten t0 und t1 dargestellt:
Abbildung 6-3: Konzentrationskurven zu t0 und t1
In der Abbildung wird deutlich, dass die Kurve umso flacher verläuft, je gleichmäßiger die Marktanteile sind und die Fläche F über der Kurve umso kleiner wird, je größer die Konzentration ist. Im Beispiel ist F(t1)<F(t0).
Die graphischen Ausdrücke unterschiedlicher Marktstrukturen in Abb. 6-3 lassen sich rechnerisch durch den Rosenbluth- oder den Herfindahl-Index quantifizieren.
c) Der Rosenbluth-Index
Da die Größe der Fläche F über der Kurve in einem umgekehrten Verhältnis zur Stärke der Konzentration steht, wird sie im Rosenbluth-Index CR in das folgende Verhältnis zum Index gesetzt:
Die Ergebnisse besagen, dass die Marktkonzentration zugenommen hat, wenngleich sie, trotz der geringen Anzahl von Anbietern, aufgrund der gleichmäßigen Aufteilung des Marktes als insgesamt eher noch gering zu beziffern ist. Werte nahe bei "1" ergeben sich diesem Ansatz zufolge erst bei fast schon monopolistischen Marktverhältnissen.
d) Der Herfindahl-Index
Der zweite Ansatz, der Herfindahl-Index CH beruht ebenfalls auf den Marktanteilen hi, diese werden aber quadriert und über die Marktteilnehmer aufsummiert:
Damit fallen die Ergebnisse für den Herfindahl-Index im Beispiel fast in den gleichen Wertebereich wie für den Rosenbuth-Index.
[1] Zu den Einzelheiten des Ansatzes und zur Ableitung der Formel, vgl. Litz 3. Aufl., S. 115 ff.
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