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ViLeS 0 > Methodologische Grundlagen der empirischen Forschung > Der empirische Forschungsprozess > Beispiele und Aufgaben

Beispiele und Aufgaben im Modul Der empirische Forschungsprozess

A) Konkretion der Arbeitsphasen im empirisch-statistischen Forschungs- und
Informationsprozessprozesses

Exemplarisch für den chronologischen Ablauf eines empirisch-statistischen Forschungsprozesses sollen dessen verschiedene Komponenten im Einzelnen dargelegt werden (vgl. dazu auch H. P. Litz: Statistische Methoden in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, 3. Auflage, München 2000 S.12 ff. ). Danach konkretisieren sich die einzelnen Phasen i. A. in folgenden Arbeitsschritten:
  1. Anstoßphase (Entdeckungs des Forschungsproblems) durch Konfrontation mit einem der folgenden Informationsdefiziten:

  • Aufdecken von Lücken oder Widersprüchen in vorliegenden Daten,

  • Notwendigkeit der Komplettierung (Aktualisierung oder regionale bzw. sachliche Ausweitung) vorhandener Informationen,

  • Sammlung von ersten Informationen zu einem neuen Problemfeld,

  • Statistische Überprüfung von vermuteten Strukturen und Entwicklungen im Handlungsfeld.

  1. Theoretische Phase (theoretische Fundierung des Forschungsprozesses) mit folgenden Aspekten:

  • Sichtung des vorhandenen theoretischen und empirischen Wissens,

  • Eingrenzung und Strukturierung der Fragestellung,

  • Zusammenstellung von Modellen, Theorien und Hypothesen zum Gegenstandsbereich,

  • Definition von Begriffen und Formulierung von Arbeitshypothesen,

  • Analyse der Interaktionsmuster im Untersuchungsfeld.

  1. Konzeptionelle Phase (methodische Spezifizierung des Erhebungsinstruments) mit der:

  • Erarbeitung des empirischen (statistischen) Methodenansatzes,

  • Auswahl des/der Erhebungsinstrumente(s) (quantitativ/ qualitativ),

  • Definition und Abgrenzung der Erhebungsobjekte,

  • Festlegung des Erhebungsverfahrens (Totalerhebung/ Stichprobe) und Erstellung eines Auswahlplans (Zufalls-, Quotenauswahl)

  • Wahl der Erhebungsform (Individual-/ Aggregat- Daten) und des Erhebungsrhythmus (einmalig/ periodisch/ Panel),

  • Organisation des Zugangs (eigene Erhebungen/ Rückgriff auf Verwaltungsdaten/ Vergabe der Erhebung an professionelle Einrichtungen der Markt- und Meinungsforschung, Verwendung von public- oder scientific- use- files der amtlichen Statistik oder von Forschungseinrichtungen).

  1. Operationalisierungsphase (Konkretisierung und Ausformulierung der Erhebungsinstrumente), d.h.:

  • Operationale Definition der Begriffe im Hinblick auf das gewählte Erhebungsinstrument,

  • Auswahl geeigneter Kategorien und Indikatoren und deren Ausprägungen,

  • Erarbeitung bzw. Rückgriff auf Systematiken und Klassifikationen zu den Merkmalsausprägungen

  • Vorüberlegungen zu einem Auswertungskonzept.

  1. Erhebungsphase (Organisation und Durchführung der Feldarbeit). Dabei sind folgende Aspekte zu berücksichtigen:

  • Klärung der Rechtsgrundlagen und des Datenschutzes,

  • Kalkulation der Kosten und Sicherung der Finanzierung,

  • technisch-organisatorische Vorbereitung (Festlegung des Erhebungsweges, Druck der Erhebungsunterlagen/ Programmierung eines online-Fragebogens, Interviewerschulung usw.),

  • Pretest der Erhebungsinstrumente und des Zugangs zum Feld,

  • evtl. Reformulierung des Erhebungsdesigns,

  • Durchführung der Erhebung (Aufzeichnung der Erhebungsinhalte, Protokollierung der Erhebungssituation und des Erhebungsablaufs),

  • Korrektur- und Kontrollerhebungen.

  1. Meß- und Kodierungsphase. Diese beinhaltet:

  • Sichtung der Erhebungsunterlagen (u. U. Verschriftlichung verbaler oder optischer Untersuchungseindrücke),

  • Kontrolle der Vollständigkeit der Angaben,

  • Kodierung der Erhebungsinhalte

  • Übertragung der Daten auf einen elektronischen Datenträger.

  1. Aufbereitungsphase (Datenerfassung und -bereinigung):

  • technische Aufbereitung der Rohdaten (Durchführung von Signier- und Plausibilitätskontrollen, Identifizierung fehlender Werte)

  • Rekodierung von Variablen, Berechnung von Skalen und Indizes,

  • Durchführung von Itemanalysen

  • Prüfung der Repräsentativität und Entwicklung von Gewichtungsschemata für Hochrechnungen,

  • Eingabe der Daten in Datenbanken und Informationssysteme,

  • maschinelle Zusammenführung mit anderen Erhebungen.

  1. Analysesphase (Verallgemeinerung der Einzelergebnisse mittels statistischer Verfahren)

  • Statistische Grundauszählung quantitativer Untersuchungsergebnisse (eindimensionale tabellarische und graphische Darstellung, Berechnung einfacher statistischer Maßzahlen),

  • Bedarfs- und Hypothesen-geleitete komplexere statistische Analyse, Induktion u. Synthese der Daten mittels mehrdimensionaler (statistischer) Auswertungsverfahren; Modellrechnungen und Prognosen.

  1. Interpretationsphase (verbale Kommentierung der numerischen und graphischen Ergebnisse)

  • quantitative/qualitative Darstellung und Erklärung wirtschafts- und sozialwissenschaftlicher Sachverhalte mittels der erzielten Analyseergebnisse

  • Reformulierung bzw. Präzisierung der bisherigen Erkenntnisse zum Untersuchungsgegenstand, Verifizierung / Falsifizierung von Hypothesen,

  • Nachbereitung des Forschungs- und Informationsprozesses.

  1. Rückkoppelungsphase (Verwertung der Ergebnisse im Entscheidungs- und
    Aktionsfeld, Weitergabe der Ergebnisse an Dritte)

  • Umsetzung der Ergebnisse in Entscheidungen und Handlungsanleitungen

  • u.U. Entwicklung von Alternativkonzepten zu Handlungsentwürfen mit entsprechenden Modellrechnungen,

  • Darstellung der Ergebnisse und ihrer Interpretation in wissenschaftlichen bzw. populärwissenschaftlichen Beiträgen,

  • Weitergabe der Ergebnisse an die Befragten und/oder an die Presse,

  • Aufbereitung des Datenmaterials für wissenschaftliche Spezialauswertungen,

  • Bereitstellung von Datensätzen für Dritte.

B) Weitere Beispiele zur chronologischen und logischen Struktur des
Forschungsprozesse

Im Folgenden sollen zum Vergleich und zur Bearbeitung der Aufgaben noch einige weitere, in der Literatur zu findende Ablaufschemata präsentiert werden:

Abbildung 1-13: Struktur des Forschungsprozesses nach Schnell / Hill / Esser:

Quelle: Schnell, Rainer / Hill, Paul B. / Esser, Elke: Methoden der empirischen Sozialforschung, R. Oldenbourg Verlag, München, Wien, 2005, 7.Auflage, S. 8

Abbildung 1-14: Strukturmodell nicht experimenteller Forschung nach

Quelle: Kromrey, Helmut: Empirische Sozialforschung, Modelle und Methoden der Datenerhebung, FernUniversität - Gesamthochschule Hagen, 2001, Hagen, S. 105

Abbildung 1-15: Untersuchungsverlauf nach

Quelle: Mayer, Horst O.: Interview und schriftliche Befragung, München 2004, S. 29

 

letzte Änderung am 5.4.2019 um 4:24 Uhr.

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